Einheimische Orchideen in Hinwil
Alle einheimischen Orchideen wachsen wegen des Winterfrosts im und auf dem Boden. Sie haben alle drei gleiche Bedürfnisse:
– Sie mögen keinen Dünger, weder Mist noch Jauche.
– Sie brauchen Licht.
– Sie dürfen weder geschnitten noch zertreten werden.
Deshalb findet man keine Orchideen in intensiv bewirtschafteter Landwirtschaftsfläche. Sie wachsen ausschliesslich in Feuchtgebieten, in naturnahen Gärten, im Wald, in Trockenwiesen und in extensiv genutzter Weide. Damit sind sie ein Indikator für die Qualität einer Fläche: Blühen Orchideen, dann ist die Fläche naturnah. Nebst Orchideen wird man dort verschiedene Pflanzen und Tiere finden, die rar geworden sind. In unserer Gemeinde gibt es mindestens 17 verschiedene Orchideenarten.
Alle Orchideen weltweit können nur keimen mit der Hilfe von Pilzen, da die Samen zu klein sind für ein selbständiges Keimen (zB Vanille-Samen). Die Abhängigkeit von den Pilzen bliebt bei einzelnen Arten während des ganzen Lebens erhalten, andere Arten lösen sich später von dieser Abhängigkeit. In der Schweiz gibt es drei Arten, die lebenslang von den Pilzen abhängig bleiben, sie haben kein oder nur ganz wenig Chlorophyll und werden von den Pilzen ernährt. Diese beziehen die Nährstoffe aus dem Abbau von biologischer Substanz. In den Wäldern von Hinwil lebt eine dieser Arten, die Nestwurz, eine braune Pflanze, die im Juni blüht. Da die Pilze sie ernähren, kann sie auch in recht dunklen Wäldern gedeihen.
Alle Orchideen der Welt haben die Eigenart, dass die weiblichen und männlichen Geschlechtsteile in einer Säule zusammengefasst sind. Entweder machen die Orchideen Selbstbestäubung oder Insekten werden als Liebesboten missbraucht. Mit Duft, Farbe oder Nektar locken die Blüten Insekten an. Einzelne Arten sind äusserst trickreich: Sie produzieren je nach Tageszeit unterschiedliche Düfte, damit die gerade dann fliegenden Insekten angezogen werden können, sie ahmen durch ihre Form und Farbe (und Duft!) Insektenweibchen nach und werden von den sie kopulierenden Insekten-Männchen bestäubt, oder sie fangen Insekten wie unser Frauenschuh, und die Insekten können nur entweichen, wenn sie bei den Geschlechtsteilen der Blüte vorbeikriechen und so die Blüte bestäuben.
Auf der Homepage der Arbeits-Gemeinschaft Einheimischer Orchideen (aego.ch) sind alle rund 75 Orchideenarten der Schweiz zu finden. Klickt man die Taste „Orchideen“ an, öffnet sich die Übersicht über unsere einheimischen Arten. Die Namen der Orchideen sind lateinisch angegeben; aber man merkt bald, wo man welche Art findet. Bei „Dactylorhiza“ sind die meisten unserer Ried-Knabenkräuter, der Frauenschuh ist unter „And. Orchideen“ oder die schönen Roten Waldvögelein bei der reformierten Kirche Hinwil unter „Cephalanthera“ zu finden. Bei jeder Art gibt es Bilder, von der Knospe über die Vollblüte bis zum Fruchtstand, weiter eine genaue Beschreibung und unten auf der Seite die Verbreitung der Art in der Schweiz. Es lohnt sich, einmal durch diese Seite zu klicken! Vorsicht, es könnte sein, dass es nicht das letzte Mal ist…
Die Nestwurz (Neottia nidus-avis) im Wald: Normalerweise braun, hier in der ganz seltenen weissen Form
Orchidee der Magerwiese: Schwärzliches Knabenkraut oder Brandorchis (Orchis ustulata)
Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra): In Hinwil im Wald, beim Friedhof oder der Reformierten Kirche blühend
Die häufigste Orchidee in Hinwil, das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), eine der sechs violett blühenden Knabenkraut-Arten in unseren Riedflächen
Die schönste und grösste Orchidee in der Schweiz, der Frauenschuh (Cypripedium calceolus)
Quelle & Autor: Peter Mischler